Radiologen kritisieren Image als Bestverdiener – Positionspapier warnt vor wachsendem Kostendruck
Das genossenschaftlich organisierte Radiologienetz Deutschland betont in einem Positionspapier, dass Radiologen trotz hoher Umsätze im Mittelfeld beim Einkommen liegen. Der steigende Kostendruck begünstigt den Verkauf von Praxen an investoren-getragene MVZ.
17.08.2023
Das Radiologienetz Deutschland, das rund 100 von insgesamt 900 Radiologie-Praxen im Land repräsentiert, hat aktuell ein Positionspapier veröffentlicht, das die wirtschaftliche Lage der Radiologen in Deutschland beleuchtet. Das Netz betont, dass obwohl Radiologenpraxen hohe Umsätze erzielen, die tatsächlichen Einkommen, nach Berücksichtigung von Anschaffungs- und Betriebskosten, eher im Mittelfeld liegen. Das gängige Image der Radiologen als "Bestverdiener" entspreche somit nicht der Realität.
- Das Positionspapier zielt darauf ab, Politiker auf die Herausforderungen der Radiologen aufmerksam zu machen, insbesondere auf den wachsenden Kostendruck. Die Umrechnung der Einnahmen auf Basis pro Arzt statt pro Praxis würde zeigen, dass die Radiologen in puncto Einkommen nur im Mittelfeld angesiedelt sind.
- Die Umsetzung der EBM-Reform 2020 in regionale Honorarverteilungsverträge habe in vielen Regionen zu Einbußen bei den Honoraren geführt. Beispielsweise werde eine MRT-Untersuchung in Niedersachsen nur noch mit knapp 70 € vergütet, was nicht mehr kostendeckend sei und durch Privateinnahmen quersubventioniert werden müsse.
- Ein weiteres Problem sei der Verlust von radiologischen Untersuchungen an selbstzuweisende Ärzte, insbesondere in lukrativen Privatleistungen wie Orthopädie oder Kardiologie.
- Hohe Energie- und Personalkosten sowie die Budgetierung des Honorars könnten zu einer Ausdünnung der radiologischen Versorgung führen.
- Das Positionspapier weist auch auf den steigenden Verkauf von Praxen an Private Equity-finanzierte MVZ-Betreiber hin, die mittlerweile etwa 25 - 30 % des Versorgungsangebots in der Radiologie ausmachen.
- Die Forderungen des Radiologienetzes umfassen verschiedene Bereiche, darunter das Ende der Abwertung technischer Leistungen in der Gebührenordnung für Ärzte, die Kompensation von Einkommensverlusten bei Einführung einer Bürgerversicherung und die Entbudgetierung innovativer radiologischer Diagnostik.
- Das Netz warnt auch vor drohenden Krankenhausschließungen und betont die Notwendigkeit von Rechtssicherheit für teleradiologische Leistungen.
- Das Positionspapier finden Sie hier.