Gesundheitspolitische Vorhaben im Koalitionsvertrag
Weichenstellung im Gesundheitswesen: Die Eckpunkte der großen Reform
13.05.2025
Die neue schwarz-rote Koalition hat einen umfassenden Plan zur Neugestaltung der Gesundheitspolitik vorgestellt, der zahlreiche Reformen in Bereichen wie ambulante Versorgung, Krankenhauswesen, Pflege, Digitalisierung und Finanzierung umfasst.
Ambulante Versorgung
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Einführung eines verbindlichen Primärarztsystems mit freier Arztwahl durch Haus- und Kinderärzte
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Fachinternisten können in Einzelfällen als steuernde Primärärzte fungieren
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Primärärzte oder die Nummer 116 117 legen medizinischen Bedarf und Zeitkorridor für Facharzttermine fest
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Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) müssen Facharzttermine garantieren; bei Nichterfüllung Zugang zum Krankenhaus
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Jahrespauschalen und Flexibilisierung des Quartalsbezugs im Honorarsystem zur Vermeidung unnötiger Arztkontakte
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Bagatellgrenze von 300 € bei Regressprüfungen, auch auf andere Leistungserbringer übertragbar
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Weiterentwicklung der Hybrid-DRGs zur sektorenübergreifenden Versorgung
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Reform der Notfall- und Rettungsdienste geplant
Krankenhauswesen
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Krankenhausreform wird mit Nachbesserungen bis Sommer 2025 fortgeführt
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Start mit 61 Leistungsgruppen, Anpassungen bei Bedarf
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Anrechenbarkeit der Vollzeitstelle bei 38,5 Wochenstunden
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Einführung einer angemessenen Personalbemessung
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Neudefinition von Fachkrankenhäusern zur Bestandssicherung
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Neue Vorhaltefinanzierung ab 2028 in zwei Schritten
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Sofort-Transformationskosten werden aus dem Sondervermögen Infrastruktur finanziert
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Berücksichtigung der Universitätsmedizin beim Transformationsfonds
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Investitionen in energetische Sanierungen und Digitalisierung
Gesundheitsberufe
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PJ-Vergütung soll mindestens dem BAföG-Satz entsprechen
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Einführung einer einheitlichen und gerechten Fehlzeitenregelung
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Verbesserung der Kenntnisprüfung für ausländische Ärzte
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Reform der Berufsgesetze für Ergo-, Physio-, und Logopädieberufe; gesetzliche Regelung für Osteopathie
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Prüfung der weiteren ÖGD-Förderung nach 2026
Finanzierung
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Alle Maßnahmen unter Finanzierungsvorbehalt
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Keine GKV-Finanzierung für versicherungsfremde Leistungen oder Bürgergeld-Gesundheitskosten
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Kein Ausgleich von 6 Mrd. € an Pflegekassen für Corona-Tests
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Kommission zur Bewertung der Vorhaben bis Frühjahr 2027
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Ziel: Finanzstabilisierung durch strukturelle Anpassungen
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Erwartung steigender Beitragseinnahmen durch höhere Beschäftigung
Pflege
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Ministerielle Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Prüfung des Pflegeleistungsumfangs
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Aufgaben: Leistungskonzentration, Akutsituationsangebote, Begrenzung des Eigenanteils
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Verabschiedung von Pflegekompetenzgesetz, Pflegeassistenzausbildung, Advanced Practice Nurse
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Eigenständige Heilkundeausübung und kompetenzorientierter Personaleinsatz sollen ermöglicht werden
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Pflege erhält festen Sitz mit Stimmrecht im G-BA
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Reform der Leiharbeit mit Springerpools zur Entlastung
Apotheken
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Packungsfixum wird von 8,35 € auf 9,50 € erhöht, in unterversorgten Regionen bis zu 11 €
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Vergütung soll zwischen Verbänden und Ministerium verhandelt werden
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Stärkere Integration von Prävention in das Berufsbild der Apotheker
Digitalisierung und Bürokratieabbau
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Bürokratieentlastungsgesetz geplant
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Praxischeck für alle Gesetze
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KI-gestützte Dokumentationshilfen
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Einführung der ePA, Ausbau von Videosprechstunden, Telemonitoring, Telepharmazie
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Standardisierter digitaler Datenaustausch bis 2027
Weitere Themen
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Aufarbeitung der Corona-Pandemie durch Enquetekommission
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Unterstützung für ME/CFS, Long/Post COVID, PostVAC
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Förderung der Gesundheitsforschung (z. B. personalisierte Medizin, Onkologie, Infektionen, Frauengesundheit)
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Bundesinitiative für ungewollt kinderlose Paare
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Prüfung kostenloser ärztlich verordneter Verhütungsmittel für Frauen bis 24 Jahre
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Suizidpräventionsgesetz wird unterstützt
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Förderung der Organspendebereitschaft
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Attraktivität Deutschlands für internationale Wissenschaftler steigern
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Stiftung für unabhängige Wissenschaftskommunikation geplant
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Umsetzung eines Gesetzes zu investorenbetriebenen MVZ zur Erhöhung der Transparenz
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Sicherstellung der Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen
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Sozialversicherungsfreiheit für Ärzte im Bereitschaftsdienst
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Schutz Jugendlicher vor synthetischen Drogen
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Weiterentwicklung des AMNOG zur Eindämmung von Preissteigerungen
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Rückverlagerung pharmazeutischer Produktion nach Deutschland und Europa
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Harmonisierung von Regeln für klinische Studien auf EU-Ebene
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Gesetzlicher Rahmen für Gesundheitsversorgung im Krisenfall (Zivilschutz, Verteidigung)
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Umsetzung des Masterplans Medizinstudium mit Bund-Länder-Abstimmung