MFA-Fachkräftemangel: Gehalt und Wertschätzung als entscheidende Faktoren

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin nimmt regelmäßig ihre Mitglieder, zu denen niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten in Berlin gehören, in Befragungen zu diversen Themen unter die Lupe und präsentiert die daraus resultierenden Erkenntnisse der Öffentlichkeit. Auch der derzeitige MFA-Fachkräftemangel ist hier Thema:

24.08.2023

Die ambulante Versorgung steht aufgrund gesellschaftlicher Trends und politischer Entscheidungen vor fortlaufenden Herausforderungen. Doch wie manifestieren sich diese Einflüsse im Praxisalltag? Welche Potenziale und Gefahren ergeben sich aktuell für die ambulante Gesundheitsversorgung? Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin nimmt regelmäßig ihre Mitglieder, zu denen niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten in Berlin gehören, in Befragungen zu diversen Themen unter die Lupe und präsentiert die daraus resultierenden Erkenntnisse der Öffentlichkeit. Auch der derzeitige MFA-Fachkräftemangel ist hier Thema:

  • Die Berliner Arztpraxen, darunter 1.066 Teilnehmer aus verschiedenen Fachgruppen, stehen vor einem zunehmenden MFA-Fachkräftemangel.
  • Etwa 69 % der befragten Praxen beschäftigen Medizinische Fachangestellte (MFA), von denen die Mehrheit bereits seit mindestens fünf Jahren in der Praxis tätig ist. Obwohl die meisten Praxen in Berlin keinen Tarifvertrag haben, legen sie dennoch Wert auf angemessene Bezahlung. Rund 32 % der Praxen zahlen angelehnt an Tarif, und sogar die Hälfte geht über tarifliche Vorgaben hinaus.
  • Die Umfrage zeigt, dass das Gehalt eine entscheidende Rolle für MFA spielt. Etwa 79 % der Praxisinhaber werden mit Forderungen nach höherem Gehalt konfrontiert, und etwa 50 % berichten von Wünschen nach Bonuszahlungen.
  • Die befragten Praxisinhaber gaben an, dass neben dem Gehalt auch andere Faktoren für MFA wichtig sind, darunter mehr Wertschätzung von Politik und Patienten, Respekt, weniger Stress und mehr Personal. Einige MFA sind jedoch zufrieden und haben keine weiteren Wünsche.
  • Der MFA-Fachkräftemangel hat Auswirkungen auf das ambulante Gesundheitssystem. Wenn MFA eine Praxis verlassen, wechseln viele von ihnen den Beruf (42 %) oder den Versorgungsbereich (34 %).
  • Knapp über die Hälfte der Befragten beschäftigt fachfremdes Personal, um administrative Aufgaben wie Empfang und Terminvergabe zu bewältigen.
  • Die Suche nach neuen MFA gestaltet sich schwierig. Über die Hälfte der Befragten suchen aktuell nach MFA, wobei etwa 56 % zwischen mehreren Monaten und einem halben Jahr suchen. Etwa 9 % geben an, länger als ein Jahr nach passendem Personal zu suchen.
  • Die Gründe für den MFA-Fachkräftemangel sind vielfältig. Die meisten Befragten sehen eine unattraktive Bezahlung (ca. 64 %) und geringe politische Wertschätzung (ca. 60 %) als Hauptursachen. Weitere Gründe sind zu viele administrative Tätigkeiten (48 %) und hohe psychische Belastung (49 %). Überraschend ist, dass etwa 66 % der Befragten auch die hohe Anspruchsanhaltung und das teils respektlose Verhalten der Patienten als Faktoren sehen.
  • Um den MFA-Fachkräftemangel zu bekämpfen, schlagen die Befragten verschiedene Lösungsansätze vor. Dazu gehören eine bessere Finanzierung des ambulanten Systems, um höhere Gehälter zahlen zu können, eine bessere Bildung und Schulbildung für Auszubildende und junge MFA, Image- und Werbekampagnen zur Steigerung der Attraktivität des Berufs, verbesserte Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten, bessere Arbeitsbedingungen und Digitalisierung, sowie erleichterte Zugangsbedingungen für ausländische Fachkräfte und mehr Wertschätzung für den Beruf von Seiten der Politik und Gesellschaft.

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