Apothekenbranche: Aktuelle Entwicklungen

Rekordjahr 2021: Corona beschert den Apotheken 2021 das beste - sprich umsatzstärkste - Jahr seit 1994 (Aufzeichnungsbeginn des Statistischen Bundesamts).

12.04.2022

Rekordjahr 2021: Corona beschert den Apotheken 2021 das beste - sprich umsatzstärkste - Jahr seit 1994 (Aufzeichnungsbeginn des Statistischen Bundesamts).

 

  • Die Apotheken waren bereits gut durch das erste Corona-Jahr gekommen, 2021 toppte dies jedoch noch.
  • GKV-Arzneimittelausgaben 2021 stiegen um über 10 %.
    • Zum Vergleich: 2020 belief sich der Zuwachs auf 6,6 %.
    • Gründe: medizinischer Fortschritt, demografische Entwicklung etc.
  • Branchenumsatz 2021 stieg um 7,8 % zum Vorjahr (um 15,4 % zum Vor-Corona-Jahr 2019).
  • Dez. 2021 stärkster Monat (als für die meisten Einzelhändler 2G bzw. 2G+ galt) seit 1994: Umsatzplus rd. 18 % zum Vor-Corona-Dez. 2019.
  • Durchschnittsumsatz (netto) einer Apotheke wird 2021 erstmals die 3 Mio.-Marke knacken: ABER ca. 60 % der Apotheken liegen unter diesem Durchschnitt!
  • Positive Entwicklung 2020 und 2021 resultiert u. a. aus der weiter fortschreitenden Schließung unrentabler Apotheken (Umverteilung des Gesamtumsatzes: Weniger Apotheken erzielen bei wachsendem Markt und rückläufiger Mitbewerberzahl stetig höhere Umsätze).
  • „Corona-Sonderkonjunktur"? Sondereffekte aus der Abgabe von Schutzmasken, Hygieneprodukten, Eigenherstellung von Desinfektionsmitteln, Impfstoffabgabe, Ausstellung von Impfzertifikaten, Verkauf von Schnelltests sowie eigener Testaktivität (Betreiben von Testcentern für kostenlose Bürgertests), Zusatzverkäufe Handpflegemittel, Erkältungspräparate, zur Stärkung des Immunsystems...
  • Laut Spahn bescheren die Sondereffekte rd. 125.000 € Zusatzumsatz pro Apotheke.
  • Als systemrelevante Gesundheitsversorger waren die Apotheken zu keiner Zeit direkt von Lockdowns betroffen. Je nach Standort/Leistungsangebot waren die Apos unterschiedlich von Corona tangiert.
  • Wichtiger und bewährter Bestandteil der ambulanten Gesundheitsversorgung.

 


Versand-Apotheken

  • Online-Apotheken profitieren davon, dass die Bevölkerung weniger häufig das Haus verlässt (Lockdown, Homeoffice, weniger Arztbesuche) und die Vor-Ort-Apotheken aufsucht.
  • Versandapotheken gehören wie viele andere Formate ohne direkten Kontakt zu den Gewinnern in der Corona-Krise.
  • Laut Apotheken Geschäftsklima Index (aposcope) sieht die Apothekerschaft die verstärkte Abwanderung in den Versandhandel als ihr größtes Problem an.
  • Der ohnehin wachsende Versandhandel mit Medikamenten hat in der Corona-Krise noch einmal deutlich zugelegt. Der OTC-Markt konnte bei den Versendern von 2019 auf 2020 um über 14 % beim Umsatz zulegen.

 

 

Ausblick 2022 - Wie geht es für die Apotheken weiter?

  • Abwärtstrend der Apothekenzahl: In Expertenkreisen wird diskutiert, ob die Schließungen bald die 500er-Marke knacken werden.
  • Schere öffnet sich weiter: Gut laufende Apotheken in bester Lage - kleine Apotheken mit schwieriger Infrastruktur.
  • Marktaustritte wesentlicher Faktor für Gewinnsteigerungen!
  • Branchenlage stark Corona- und politikgetrieben.
  • Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Lage der Apotheken auch nach 2 Jahren Pandemie sehr heterogen und hängt stark von Standort und Spezialisierung ab.
  • Neue Dienstleistungen sind für Apotheken mit neuen Kosten verbunden.
  • Durch die (baldige?) Einführung des E-Rezepts werden Veränderungen in der Marktsituation bzw. eine weitere Zunahme des Versandhandels erwartet. Versandapotheken hoffen dadurch in den nächsten 5 Jahren ihren bisherigen Rx-Marktanteil von 1 % auf 8 % zu steigern. Der OTC-Bereich wird ebenso weiter Richtung Versand abwandern. (Wann nun das E-Rezept flächendeckend an den Start geht, ist noch unklar...)
  • Dennoch sollten die Apotheker mit Zuversicht in die Zukunft blicken: Apotheken sind durch die Krise in Politik und Gesellschaft so gut positioniert wie seit Langem nicht mehr. Sie konnten während der Pandemie zeigen, dass sie systemrelevant und unverzichtbar in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung sind.
  • Rückenwind und Profilierungspotenzial durch die Krise: Im Vergleich zu anderen Branchen kann sich der Apothekensektor als ausgesprochen krisenresistent bezeichnen.