Krankenhäuser in der Krise: 4 Mrd. Euro Sofortprogramm soll Klinikpleiten verhindern

Neue Finanzspritze soll Kliniken kurzfristig entlasten – Refinanzierung über Bundeszuschüsse, Kritik an Pauschalzuschlag bleibt

10.10.2025


Mit den „Sofort-Transformationskosten" in Höhe von 4 Mrd. € will der Bund die Kliniken kurzfristig vor dem finanziellen Kollaps bewahren, doch Kritiker sehen in der Maßnahme nur eine teure Zwischenlösung ohne nachhaltige Strukturwirkung.

 

Hintergrund und Maßnahme

  • Der Bundestag hat im Rahmen des Haushalts 2025 und des Haushaltsbegleitgesetzes ein Hilfspaket in Höhe von 4 Mrd. € beschlossen.

  • Ziel ist es, die finanzielle Lage der deutschen Krankenhäuser kurzfristig zu stabilisieren.

  • Die Auszahlung erfolgt über einen Rechnungszuschlag von 3,25 % auf alle voll- und teilstationären Behandlungen gesetzlich versicherter Patienten.

  • Starttermin: 1. November 2025.

  • Laufzeit: bis 31. Oktober 2026.

  • Der Zuschlag gilt ausschließlich als Soforthilfe und wird nicht in die Erlösausgleiche der Kliniken eingerechnet.


Finanzierung der Maßnahme

  • Die Refinanzierung erfolgt vollständig über zusätzliche Bundeszuschüsse an den Gesundheitsfonds.

  • Geplant ist eine gestaffelte Bereitstellung:

    • 1,5 Mrd. € bis Ende Oktober 2025,

    • 2,5 Mrd. € bis Ende Januar 2026.


Reaktionen und Einschätzungen

 Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)

  • Die DKG begrüßt die Finanzhilfe ausdrücklich.

  • Hintergrund: Seit Beginn des Ukrainekriegs sind die Betriebskosten stark gestiegen, vor allem durch Inflation und Energiepreise.

  • Laut DKG beträgt das aktuelle Finanzdefizit der Kliniken rund 15 Mrd. €.

  • Viele Häuser seien existenzgefährdet.

  • Ohne Soforthilfe wäre laut DKG ein „kalter Strukturwandel" zu erwarten gewesen - also Schließungen zahlreicher Kliniken, unabhängig von deren Bedarfsrelevanz im Rahmen der Krankenhausreform.

  • Gleichzeitig fordert die DKG eine dauerhafte strukturelle Lösung:

    • Abbau von Bürokratie und Überregulierung,

    • Neues, nachhaltiges Finanzierungssystem für den Krankenhaussektor.

 Kritik von Krankenkassen und Opposition

  • Der Verband der Ersatzkassen (vdek) und Vertreter der Opposition sehen den Pauschalzuschlag kritisch.

  • Hauptkritikpunkte:

    • Der Zuschlag belohnt Kliniken mit hohen Fallzahlen, was Fehlanreize schaffen könne.

    • Durch das „Gießkannenprinzip" profitieren auch Häuser ohne ausreichende Qualität oder ohne medizinische Notwendigkeit.

    • Statt kurzfristiger Hilfen seien gezielte Strukturreformen erforderlich.


Kontext

  • Der Bundestag verabschiedete im Haushalt 2025 insgesamt 502,55 Mrd. € Ausgaben.

  • Die Soforthilfe gilt als Übergangsmaßnahme, bis die geplante Krankenhausreform in Kraft tritt.