GKV: Zusatzbeiträge der Krankenkassen steigen weiter an
Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat viele Krankenkassen dazu gezwungen, ihren Zusatzbeitrag unterjährig zu erhöhen, nachdem einige bereits zum Jahreswechsel diesen Schritt unternommen hatten.
06.08.2024
Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat viele Krankenkassen dazu gezwungen, ihren Zusatzbeitrag unterjährig zu erhöhen, nachdem einige bereits zum Jahreswechsel diesen Schritt unternommen hatten.
Wichtige Fakten und Zahlen:
- Der allgemeine Beitragssatz zur GKV liegt bei 14,6 %.
- Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte für 2024 einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,7 % angesetzt. Jede Krankenkasse legt jedoch den genauen Beitragssatz basierend auf ihrem Haushalt und der entsprechenden Prüfung durch den Verwaltungsrat individuell fest.
- In den ersten drei Monaten 2024 verzeichneten die Krankenkassen ein Defizit von 776 Mio. €.
- 2023 war ein GKV-weites Defizit von rund 1,89 Mrd. € entstanden.
Erhöhungen der Zusatzbeiträge:
- KKH, mit 1,6 Mio. Versicherten, erhöhte den Zusatzbeitrag zum 1. August auf 3,28 %.
- Knappschaft, mit 1,5 Mio. Versicherten, erhöhte den Zusatzbeitrag um 0,5 Prozentpunkte auf 2,7 %.
- IKK classic, mit mehr als 3 Mio. Versicherten, erhöhte den Zusatzbeitrag um 0,49 Prozentpunkte auf 2,19 %.
- mkk erhöhte den Zusatzbeitrag um 0,7 Prozentpunkte auf 2,5 %.
- Mehrere bundesweit geöffnete Betriebskrankenkassen (BKKen) und die IKK erhöhten bereits zum Juli ihre Zusatzbeiträge auf 2,2 bis 2,55 %.
Kritik und Forderungen:
- Anne-Kathrin Klemm vom BKK Dachverband kritisierte, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber hohe Kosten aufgrund der Untätigkeit von Gesundheitsminister Karl Lauterbach tragen müssen.
- Maßnahmen zur Kostensenkung sollten endlich umgesetzt werden, darunter mehr Digitalisierung, Flexibilisierung beim Personaleinsatz, und eine Reduzierung der Bürokratie.
- Eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes bei Arzneimitteln auf 7 % könnte den Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte senken.
- Laut BKK Dachverband könnte die Bereitstellung von Finanzmitteln für Bürgergeldbeziehende 9 Mrd. € bzw. 0,5 Beitragssatzpunkte Entlastung bringen.
Ausblick und Prognosen:
- Die Techniker Krankenkasse (TK) erwartet eine Erhöhung der GKV-Beitragssätze auf bis zu 20 % bis zum Ende des Jahrzehnts.
- TK-Vorstand Jens Baas prognostiziert eine durchschnittliche Erhöhung um bis zu 0,6 Prozentpunkte im kommenden Jahr, was einen Beitrag von fast 17 % bedeuten würde.
- Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) beobachtet indes eine „dynamische Ausgabenentwicklung in der GKV" und will im Herbst auf Basis der GKV-Schätzerkreisprognose den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das Folgejahr festlegen.
- Ziel sollte es dabei sein, die Finanzierung der medizinischen Versorgung nachhaltig und stabil zu gestalten, unter anderem durch stärkere Digitalisierung und den Umbau der Krankenhauskapazitäten.